Donnerstag, 28. Januar 2016

Eisiges Chutney


Letztes Wochenende, als es noch klirrend kalt war und überall noch Schnee lag, wollte ich für den alljährlichen Januar-Geburtstagsreigen noch eine selbstgemachte Kleinigkeit zum Verschenken machen. Entschieden haben ich mich letztlich für ein Zwetschgen-Chutney, obwohl ich lange schwankte und fast Karotten-Knoblauch-Chutney ausprobiert hätte. Leider war ich für diese Kombi dann doch zu feige, aber kann ja noch kommen.


Dafür bin ich hochgradig in die Bilder verliebt. Ich habe direkt vor dem Fenster mit dem allerletzten Restchen Tageslicht photographiert, dass ganz eisig auf den Schnee traf, der reflektiert hat und zusammen mit den gefrorenen Zwetschgen ergab das dieses kühle, blaue Licht.
Kennt ihr das noch von früher zu Kindertagen, aufwachen und schon am veränderten Licht erkennen können, dass es in der Nacht geschneit hat? Funktioniert eigentlich immer noch, wenn ich ehrlich bin. Sehr schön auch bei Dachfenstern, wenn es gar nicht richtig hell wird, weil so eine dicke Schicht Schnee  der Sonne den Weg versperrt. Hach, Winterkind durch und durch.


Mehr oder weniger frei nach diesem Rezept:
500 gr. gefrorene Zwetschgen
3/4 mittelgroße Zwiebel
ca. 2 cm Ingwer
3 ausgepresste Orangenhälften
50 ml Essig
einen Rest Rosinen
einen Rest Mandeln
25 gr. Rohrzucker
ein bisschen Chili
Zimtstange

Zwetschgen grob schneiden, ebenso die Zwiebel und den Ingwer. Je nach Größe der Ingwerstückchen  verteilt sich die Schärfe. Alles zusammen in einer großen Pfanne etwa 30-40 Minuten simmern lassen, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Danach in kleine Gefäße umfüllen und zu Käse, Fleisch oder einfach auf Brot schmecken lassen.
Geschmacklich ist es übrigens alles andere als eisig, sondern pflaumig, zimtig, überraschend scharf und würzig, fancy Zeug!


Sollte ich es in nächster Zeit noch irgendwie schaffen die Verständigung mit meinem slowakischen Nachbar über Winken und Grinsen hinaus zu verbessern kann ich hier schonmal anteasern: Es wird wunderbar leckeres, winterliches, rosa, vegetarisches Borschtsch nach seinem Rezept geben. Ich versuche meine Bestes, um mein Anliegen kund zu tun und das Rezept aus ihm herauszulocken. 

Montag, 25. Januar 2016

Alltagsschnipsel im Januar


Der Januar ist in meiner Familie und in meinem Freundeskreis der Geburtstagsmonat schlechthin. Um Januaralltag anschaulich zu demonstrieren, würden eigentlich Bilder von Kaffeetafeln, vielen Glückwunschkarten und regelmäßigen Paket-Gängen zur Post ausreichen. Ein Glück, dass die Zeitung ein sehr faschingsaffines Lesergebiet hat und so für den ein oder anderen Aufreger sorgt. So geschehen am Wochenende, beim Umzug, dessen größter Vorteil die ganze Seite war, die daraus entstand. 
Faschingsvorurteile hin oder her, solange sich die Menschen nur gepflegt betrinken, fragwürdige Outfits zu noch fragwürdiger Musik tragen bin ich pflegeleicht. Vermummte Hexen auf Umzügen, die deutlich ablehnende Mimik und Gestik völlig ignorieren, umarmen, Haare verwuscheln und Unmengen Konfetti bis in die Haarwurzel einmassieren hingegen sind dann doch sehr weit außerhalb der Komfortzone. Kurz gesagt: Fasching hin oder her, möchte ich selbst entscheiden, wer mich anfasst und komplett maskiert ist das per se indiskutabel.


Sehr viel schöner sind die ganzen Neujahrsempfänge, die im Januar stattfinden. Darunter der Frauenneujahrsempfang, der für nachhaltige Begeisterung im Hause gudrunella sorgte. Feminismus findet nicht nur in Berlin und im Internet statt, wie ich ignorant vorher vermutet hatte, sondern tatsächlich auch in baden-württembergischen Kleinstädten. Da wird Antje Schrupp zitiert, völlig selbstverständlich mit Begriffen wie "Patriarchat" oder "normativer Heterosexualität" jongliert und kluge, witzige und schöne Frauen halten tolle Vorträge, haben fundierte Meinungen und Ideen,
Etwas, das ich sonst vor allem im Netz finde oder zum Beispiel im von mir hochgeschätzten lila Podcast, den ich jedem nur empfehlen kann. Zwei der Podcasterinnen haben auch im Buch "Wir Alphamädchen" mitgeschrieben. Dementsprechend stand das Buch schon lange auf der imaginären Liste und umso trauriger ist es, dass ich inhaltlich zwar in 90% der Aussagen völlig mit den Autorinnen übereinstimme, aber Stil und Sprache das Lesevergnügen erheblich verringern. "Wir" und "Mädchen" aus dem Titel wurden leider etwas sehr wörtlich genommen und die Krankenschwesteransprache "Wir Frauen wollen, Wir Frauen dies, Wir Frauen das" nervt spätestens nach einer halben Seite nur noch. Dazu bald noch mal mehr und ausführlicher.
Nach dem Neujahrsempfang der Frauen ging es übrigens direkt weiter zu dem der Landfrauen. Kontrastprogramm par excellence. Von einer tollen A Capella-Kombo, die mir hiermit einen ausgewachsenen Ohrwurm beschehrt hat zum Mundharmonika-Orchester der Landfrauen, das tapfer und schrill gegen das Playback anpustet. :)


Ganz und gar unalltäglich hingegen ist dieser Blumenstrauß, der tapfer gegen das Nebelgrau vor dem Fenster anleuchtet. Ein sehr überraschendes Geschenk und Zeichen einer Galanterie, von der ich dachte, sie sei mit den schwarz-weißen Filmen ausgestorben. Instantly war ich in Grace Kelly, Katherine Hepburn und Ginger Rogers in einer Person, wünschte mich in ein schwingendes Kleid, mit einem perfekt aufgetragenen Lippenstift und elegante Schuhe statt unterwegs mit einer unförmigen Arbeitstasche und ausgewaschener Jeans. 
Ideale Gelegenheit mal wieder einen Cary Grant Film herauszukramen und gegen das nasskalte Grau  und Grau anzuschmachten.

Zu guter Letzt noch zwei schöne Links:
Saša Stanišić, dessen "Wie der Soldat das Grammophon reparierte" gerade auf meinem Nachttisch-Bücherstapel liegt sagt sehr schöne Dinge und zitiert kluge Menschen: 

Bilder aus der Sicht von Schauspielern, prachtvolle Zuschauerräume und mein neues Desktopbild: 

Dienstag, 12. Januar 2016

Alles über Sally

In der Masterabeit geht es um Ehebruch, das stand mit als erstes fest. Inzwischen stehen auch die Werke von Fontane, von Keyserling und Schnitzler fest. Noch in der wilden Findungsphase hab ich dieses Buch gelesen, das also schon seit Ewigkeiten auf seine Rezension wartet. 2011 ist Alles über Sally erschienen, passt also leider nicht in die zu beobachtende Zeit. Trotzdem ein schönes Buch über Liebe, Ehe und Ehebruch


Das Paar, Alfred und Sally, ist lange verheiratet. Sie leben in Wien mit Kindern, Haus, Alltag und den Tücken des gemeinsamen Älterwerdens. Man begleitet sie im Urlaub, im Alltag und in einer ausführlichen Rückblende in der Phase der ersten Verliebtheit.
Wenn diese platte Wahrheit stimmt, dass in Beziehungen immer einer mehr, intensiver und beständiger liebt als der andere, ist das in diesem Fall Alfred. Einmal für Sally entschieden ist er fest und unumstößlich in seinen Gefühlen. Sally hingegen durchlebt ein emotionales Auf und Ab, sie ist zu wendig, zu begierig aufs Leben und zu unruhig, um in Monogamie zu verweilen. Sie betrügt Alfred, manchmal auch sich selbst. "Dabei wäre ich wie geschaffen für ein sorgloses Leben", seufzt sei einmal. Eine lakonische Frau, fest im Leben, witzig, schonungslos, realistisch.

Insgesamt ist sie mir oft sympathischer als Alfred, der sich in seinen Gewohnheiten fest eingerichtet hat, seine Absonderlichkeiten pflegt und mit seiner Gesundheit kämpft.
Ihnen gegenüber steht ein befreundetes Ehepaar; Nadja und Erik. Ein Gegenentwurf, ein Spiegelbild, eine Reibungsfläche, der Ort für schamlose Flirts, für Heimlichkeiten.


Geiger schildert das sehr klug, in einem schönen Tempo und vor allem einer angenehme leichten Stimmung. "Heute ist das Leben besser als sein Ruf", schreibt er einmal. Manchmal auch der Ehebruch. Eine trotz allem große Liebe, eine moderne Beziehung und ein schöner Roman.

Samstag, 9. Januar 2016

Hefeklöße

Ein gutes neues Jahr ihr lieben Menschen da draußen. Bisschen spät, aber gilt hoffentlich noch.
Nachdem ich vom ersten Weihnachtsfeiertag bis zum ersten Januar durchgehend gearbeitet habe kam danach erst die große Faulheit, bei der ich völlig bewegungslos mit Buch und Decke rumlag, und direkt anschließend die große Rückkehr in die Unistadt.
Innerhalb von 24 nach Ankunft habe ich somit ekliges Mensaessen, nette Cafetengespräche, das Auspacken des halben Hausstandes, merkwürdige Gerüche aus dem Abfluss, damit einhergehend Chlorflecken auf schwarzen Hosen, fünf Stunden Nebenjob und den Kauf einer neuen, schwarzen Hose erfolgreich erledigt.


Das letzte große Familienessen gab es also an Heilig Drei König. Inspiriert von einer netten, älteren Lady, die beim morgendlichen Frühstücksgottesdienst am gleichen Tisch saß und aus Leben und Kochtopf plauderte. Von ihrem Mann, der nach bisschen mehr als einem Jahr Ehe, tödlich verunglückte. Von der Tochter, mit der sie damals schwanger war und bis nach der Beerdigung aber nichts wusste. Vom Auslandsjahr in Norwegen. Und eben von Hefeklößen, dem Lieblingsessen der Enkelin. Ebenso charmant wie der ganze Rest war auch das Rezept, mit vielen "ungefährs" und "das mach ich so nach Gefühl"  vorgetragen. Hier also das ungefähre Rezept.

750 gr. Mehl
1 Hefewürfel
1 Ei
150 ml. Milch ("Bis der Teig sich gut von der Schüssel löst, nicht zu viel und nicht zu wenig. Vielleicht so ein Kaffeetäschen voll." - joa, genauer wurde es nicht. Also vorsichtig ausprobieren)
Salz


Daraus einen Hefeteig machen und in zwei Teilen gehen lassen. Wenn er fertig gegangen ist die Teile vorsichtig anheben und sachte ins kochende Wasser gleiten lassen und dann runterschalten. Nach etwa 20 Minuten sind sie fertig und können gegessen werden.
In unserem Falle mit Pilzsauce und roter Beete. Angeblich schmecken sie am nächsten Tag in der Pfanne ausgebacken auch noch sehr lecker. Guten Appetit